habe ich das Nachbarhaus (geschätzt von 1800) gekauft. Zugegeben auf den ersten Blick günstig. Mein Schwager, Architekt, schätzte die
Sanierungskosten auf etwa 750000 Euro. Ich solle doch, wenn überhaupt, dieses gammlige Ding abreißen und was neues hinbauen.
Aber ich habe mich in dieses alte Haus verliebt. Eine Vision von einem Haus für Kunst und Begegnungen, für Ateliers, Kurse und ein gemeinsames Verweilen nahm mit einer Kraft Gestalt an, die alle meine bisherigen Projekte in den Schatten stellte.
der Lehmkeller voller Schimmel. Ja, alle haben die Hände über dem Kopf zusammen geschlagen und den Kopf geschüttelt. Egal. Ich habe es gesehen, vor meinem inneren Auge.
Im ersten Jahr, in dem noch keine Heizung im Haus war, habe ich mit einer Zeltheizung das Haus auf 10 Grad gehalten und somit den Keller und die Feuchtigkeit aus dem Haus zum großen Teil herausbekommen. Der Hang hinterm Haus war abgerutscht - alles Wasser vom Hang konnte somit nicht mehr abfließen. Also habe ich etwa 5 m3 Erde, Felsen und Steine mit Eimer, Schaufel und Hilti (zum zerkleinern der kleinen Felsbrocken) und einem Minidumper weggeschafft.
Ich habe den Keller betoniert, mit Kalkputz verputzt. Allen Gipsputz von den Wänden geklopft und neu mit Kalkputz verputzt. Fenster eingebaut, Böden verlegt, Wände rausgerissen, Fenster restauriert, Fensterläden restauriert, aussen neu verputzt, die Gaube neu verkleidet, geschliffen, gesägt, gehämmert, geschleppt...
Ich habe Unsicherheit, Staunen, Skepsis erlebt:
Unzählige Male habe ich diesen den Satz zu hören bekommen. Ängstliche Blicke vom Baumarktmitarbeiter bei der Frage nach einem Akkuschrauber mit mindestens 60 Nm weichem Drehmoment.
Scheinbar sind Frauen die sowas fragen unheimlich.
Wie oft ich „Oh Gott, was für eine Arbeit!“ zusammen mit einem entsetzten Aufstöhnen gehört habe kann ich schon garnicht mehr zählen.
hatte ich den größten Teil fertig. Ich möchte allen die dies hier lesen Mut machen, allem voran aber Frauen, sich der Kraft einer
Vision, eines Traums hinzugeben. Ich möchte Frauen Mut machen, sich zu lösen von der immer noch existierenden Vorstellung, Frauen könnten sowas nicht, Frauen machen sowas nicht...
Ich habe in den letzten Jahren viel gelernt, denn als Grafik Designerin und Illustratorin, Mutter von vier Kindern, war meiner Erfahrung mit Bauen und sanieren schlichtweg nicht vorhanden. Aber allem voran: Die meisten Grenzen etwas zu tun existieren nur in der Vorstellung. Überwindet man
diese, endeckt man das Wunder der Schöpfung in sich, des Erschaffens, Gestaltens.
Und diese Geschichte ist noch nicht zu Ende.
Das Making of bis 2020 - seit 2020 bin ich mit der Töpferwerkstatt hier: